Der Einsatz von ChatGPT in den Curriculumswerkstätten an der FH Aachen

In der aktuell diskutierten Frage, wie ChatGPT an Hochschulen genutzt werden kann, steht häufig die Lehr-, Lern- und Prüfungskultur im Vordergrund. Doch auch bei unserer Arbeit in Curriculumswerkstätten kam der Chatbot dieses Jahr schon zum Einsatz, was uns zu der Frage gebracht hat: Wie kann ChatGPT in Curriculumswerkstätten sinnvoll eingesetzt werden?

Alle acht Jahre durchlaufen Lehrende eines Studiengangs an der FH Aachen im Rahmen der internen Akkreditierung Curriculumswerkstätten, die von Mitarbeitenden des ZHQ moderiert und inhaltlich begleitet werden. Gemeinsam werden Absolvent:innenprofile, die Personae, erarbeitet und daran angelehnt kompetenzorientierte Studiengangsziele formuliert. Orientierung bietet hierbei z.B. die Bloomsche Taxonomie, ein Modell, das kognitive Leistungen beschreibt und in sechs aufeinander aufbauenden Stufen klassifiziert. Unter Verwendung aktiver Verben, die sich an den Taxonomieebenen orientieren, werden kompetenzorientierte Studiengangziele verfasst. Abschließend erfolgt der Abgleich, ob alle Ziele durch das bestehende Curriculum abgedeckt sind. Angestrebtes Ziel ist ein abgestimmtes Curriculum, das von allen Beteiligten getragen wird. Kann dieser Konsens erreicht werden, wenn ein Chatbot in den Arbeitsprozess, insbesondere bei der Entwicklung spezifischer Studiengangsziele, involviert wird, und wenn ja, wie kann man ChatGPT hierfür am besten nutzen?

Wir haben ChatGPT selbst gefragt und die Antworten vor dem Hintergrund unserer Erfahrungen und Einschätzungen kommentiert.

ChatGPT

Das Team Curriculumswerkstätten:

So wurde ChatGPT bisher auch genutzt: Die Teilnehmenden haben den Chatbot beispielsweise in der Curriculumswerkstatt brainstormen lassen, welche Kompetenzen Absolvent:innen eines Studiengangs benötigen und haben dies dann mit der Runde der Lehrenden diskutiert, ergänzt, gestrichen und modifiziert. Insbesondere bei Kompetenzen, die über das Fachliche hinausgehen und nicht immer direkt „erkannt“ werden (z.B. Ethik), kann ein Blick in die Vorschläge von ChatGPT die Augen öffnen. Auch eignet es sich, um einen Einstieg in die Formulierung kompetenzorientierter Studiengangsziele zu finden. Die Vorschläge von ChatGPT dienen hier als erster Aufschlag, der aber von den Lehrenden geprüft und angepasst werden muss. Teils wurden vom Chatbot vorgeschlagene Ziele von den Lehrenden gar nicht übernommen und wenn, dann wurden sie passend zum Studiengang umformuliert und feingeschliffen. Was ChatGPT übrigens auch relativ gut kann, ist das Niveau der Kompetenzen anhand der Bloomschen Taxonomie zu bestimmen undVorschläge für passende Verben direkt in die Formulierung einfließen zu lassen. Diese Funktion wurde aber bisher nie direkt in der Curriculumswerkstatt genutzt.

Der Aussage, dass die Teilnehmenden der Curriculumswerkstatt ihr Wissen über relevante Kompetenzen mit Hilfe von ChatGPT erweitern können, stehen wir kritisch gegenüber: In den Curriculumswerkstätten arbeiten jeweils ausgewiesene Fachleute zusammen, die das Fachgebiet im Kontext des Studiengangs und die benötigten Kompetenzen ihrer Absolvent:innen in der Arbeitswelt kennen. Wir sehen ChatGPT hier als ein Werkzeug, das den Brainstorming-Prozess verkürzen kann und neue Ideen liefern kann; keinesfalls aber als Instanz, die jemandem etwas beibringt.

ChatGPT

Das Team Curriculumswerkstätten

Dass ChatGPT dabei helfen kann, das Formulieren der Ziele zu beschleunigen, können wir nachvollziehen, wenn es darum geht, den Formulierungsprozess zu beginnen. Effektiver wird die Durchführung der Curriculumswerkstatt aber nur dann, wenn die Ziele von den Teilnehmenden diskutiert und gemeinsam modifiziert werden.

Die bestmöglichen Ergebnisse sind dann Ansichtssache der beteiligten Lehrenden. Sie kennen den Studiengang und das, was sein attraktives Alleinstellungsmerkmal ist, nun mal besser als ein Chatbot.

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Hochschuldidaktikerin mit Erfahrung in der Lehre und Begleitung von Studierenden | seit 2010 an Hochschulen | seit 2016 an der wunderbaren FH Aachen

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