Wie steht es um Lernzielorientierung & Struktur in meinen Veranstaltungen?

Die Forschung beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit der Frage, welche Faktoren sich auf den Lern- und Prüfungserfolg von Studierenden auswirken. Die wichtigsten Elemente, auf die Lehrende in ihrer Lehrgestaltung Einfluss haben, sind daher bekannt (und wurden bei der Konzeption des Lehrveranstaltungsfragebogens berücksichtigt).

Für das effektive Erreichen der Lernziele sind neben der Umsetzung in passende Lehr-, Lern- und Prüfungsmethoden (Gollwitzer & Sheeran 2006, Hattie 2015), eine klare Struktur (Feldmann 1989) sowie die transparente Kommunikation der spezifischen Lernziele und Leistungsanforderungen gegenüber den Studierenden (Feldmann 1989, Marzano 1998) entscheidend. Letzteres wirkt sich zudem positiv auf die Selbstwirksamkeitserwartung der Studierenden aus (Hattie 2009), denn Lernprozesse und Prüfungsvorbereitung wirken dann beherrschbarer, wenn Studierende wissen, worauf sie in den Selbststudienphasen hinarbeiten.

Die ersten vier Fragen zum Konzept der Lehrveranstaltung im Fragebogen lauten daher

  • Die Lehrveranstaltung ist für mich klar strukturiert (roter Faden).
  • Der Inhalt ist an klar definierten Lernzielen orientiert.
  • In der Veranstaltung werden die Anforderungen bezüglich Mitarbeit und (falls eine Prüfung ansteht) bezüglich Prüfungsleistungen benannt.
  • Ich weiß, was ich in den Selbststudienphasen zu tun habe.

Einig ist man sich darin, dass Lernziele so konkret wie möglich Handlungen beschreiben, die die Studierenden am Ende der Lehrveranstaltung durchführen können sollen und insofern auch erfahrbar und prüfbar sind. Das erleichtert Ihnen später nicht nur die methodische Konzeption der Veranstaltung und der Prüfungen, es bietet auch den Studierenden eine stärkere Orientierung. Der Lernerfolg ist dann größer, wenn die Lernziele für die Studierenden eine Herausforderung darstellen, aber noch erreichbar sind (Hattie 2009). Oft ist es nötig, die Fülle der möglichen Lernziele (und Veranstaltungsinhalte) auf die für Studium und Studienfach relevantesten zu beschränken sowie ausreichend Zeit einzuplanen, damit diese auch im Laufe der Veranstaltung erreicht werden können. Hierbei sollte das zu vermittelnde Lernlevel (z.B. nur Wiedergeben oder sogar Neues Erschaffen können) klar sein, da dieses wesentlich den Zeitaufwand zur Erreichung eines Lernzieles bestimmt. Zudem brauchen auch Einstiegs- und Abschlussphasen zur Orientierung (siehe auch Artikel zu Advance Organizer) und Ergebnissicherung ihre Zeit, erhöhen aber ungemein die Transparenz von Lernzielen und Veranstaltungsstruktur für die Studierenden (und damit die entsprechende Bewertung im Lehrveranstaltungsfeedback).

Lernziele zu formulieren ist eine Herausforderung? Auf jeden Fall. Sie zu erreichen ist aber vermutlich noch eine viel Größere.

Beginn einer Serie von Blogbeiträgen zum Lehrveranstaltungsbogen an der FH Aachen

Dies ist der Beginn einer Serie von Blogbeiträgen zur Vorstellung zentraler Items aus dem Lehrveranstaltungsfragebogen der FH Aachen. Er soll Lehrenden ein Feedback an die Hand geben, das erwiesenermaßen zentrale Faktoren für Lern- & Prüfungserfolg aufgreift und ihnen konkrete und passende Hinweise für die Weiterentwicklung ihrer Lehre bietet. Mit diesem Ziel sammelte eine Arbeitsgruppe aus Professor:innen, Mitarbeitenden und Studierenden zunächst die für sie zentralen Themen. Insbesondere unter Rückgriff auf den aktuellen Forschungsstand zum Lehren und Lernen an Hochschulen sowie bereits etablierte Fragebögen wurden Einzelfragen entwickelt und infolge einer Umfrage unter Studierenden und Lehrenden zur Verständlichkeit und zum Nutzen der Fragen überarbeitet. Der finale Fragebogen gliedert sich in Fragen zum Konzept, zur Vermittlung der Inhalte, zur Interaktion mit den Studierenden und ein abschließendes Resümee.

Literatur:

  • Feldman, K. A. (1989). The association between student ratings of specific instructional dimensions and student achievement: Refining and extending the synthesis of data from multisection validity studies. Research in Higher Education, 30(6), 583–645.
  • Gollwitzer, P. M., & Sheeran, P. (2006). Implementation intentions and goal achievement: A metaanalysis of effects and processes. Advances in Experimental Social Psychology, 38, 69–119.
  • Hattie, J. A. (2009). Visible learning. A synthesis of over 800 meta-analyses relating to achievement. London: Routledge.
  • Hattie, J. A. (2015). The applicability of visible learning to higher education. Scholarship of Teaching and Learning in Psychology, 1(1), 79–91.
  • Ulrich, I. (2016). Gute Lehre in der Hochschule. Praxistipps zur Planung und Gestaltung von Lehrveranstaltungen. Wiesbaden: Springer.
  • Wunderlich, A. (2016). Constructive Alignment. Lehren und Prüfen aufeinander abstimmen. https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/profil/lehre/steckbrief_constructive_alignment.pdf [16.02.2022].
  • Wunderlich, A. & Szczyrba, B. (2016). Learning-Outcomes ‚lupenrein‘ formulieren. https://www.th-koeln.de/mam/downloads/deutsch/hochschule/profil/lehre/steckbrief_learning_outcomes.pdf [16.02.2022].

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Jörg jörissen
Jörg Jörissen
Evaluationsbeauftragter der FH Aachen, stellvertr. Geschäftsführer ZHQ | FH Aachen, Zentrum für Hochschuldidaktik und Qualitätsentwicklung | Beiträge
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