Die Laborausbildung ist ein wesentlicher Bestandteil technischer Studiengänge. Hier sollen die Studierenden das erlangte Wissen praktisch anwenden und dabei wichtige überfachliche Kompetenzen erwerben. Um das vorhandene Curriculum didaktisch und inhaltlich zu optimieren, wurde aus dem Fachbereich Energietechnik 2019 im Rahmen der Förderlinie Curriculum 4.0 ein Projekt beantragt. Ziel des Projektes ist es die einzelnen Lerninhalte in ihrer Anwendung noch stärker miteinander zu verknüpfen, den überfachlichen Kompetenzerwerb der Studierenden gezielt zu fördern und insbesondere auch Kompetenzen für eine digitalisierte Arbeitswelt verstärkt berücksichtigen zu können.
Dafür werden seitdem die Laborpraktika im Maschinenbaustudiengang umgestaltet. So wurden die Praktika von den Theoriemodulen entkoppelt und in fünf Labormodule zusammengefasst. In den nun Teildisziplin übergreifenden Labormodule werden die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Teildisziplinen für die Studierende so besser erfahrbar. Dabei bauen die einzelnen Module aufeinander auf und die Teilaufgaben sind in übergeordnete Fragen- und Aufgabenstellungen eingebettet. Während zu Beginn des Studiums noch praxisnahe Einzelaufgaben im Mittelpunkt stehen, werden die Aufgabenstellungen zunehmend komplexer. Zum Ende arbeiten die Studierenden an problemlösungsorientierten Projekten, bei denen offene Aufgabenstellungen den Einsatz einer großen Bandbreite an fachlichen und überfachlichen Fähigkeiten erfordern, um eine individuelle Lösung zu erarbeiten.
Auf die sich ändernden Berufsanforderungen im Kontext von Industrie 4.0 wird dabei besonderer Wert gelegt. Digitale und Virtual-Reality-Elemente werden und wurden bereits in die Module integriert. Die Studierenden können in den Aufgaben verstärkt Prozess- und Systemdenken einüben und ergänzen damit ihre Methodenkompetenz. Einige Aufgaben werden in Teams bearbeitet als wichtiger Baustein des überfachlichen Kompetenzerwerbs. Der Erwerb durch die Studierenden in solchen Bereichen wie Projektorganisation, Teamarbeit, Selbstorganisation, Präsentationsfähigkeiten und kreative Prozesse wird mit eigenen Lehr-Lern-Inhalten aktiv unterstützt.
Nach nunmehr etwas über einem Jahr wurden die ersten Laborprojekte bereits erstmalig durchgeführt und werden im Hinblick auf die gemachten Erfahrungen und das erhaltene Feedback überarbeitet. Projektende ist September 2022.
Wissenschaftlich inspiriert wurde das Projekt wesentlich von der IMPULSkompakt Studie „Ingenieurinnen und Ingenieure für Industrie 4.0“ vom VDMA, der acatec Studie „Das Labor in der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung –Zukunftsorientierte Ansätze aus dem Projekt IngLab“ sowie „21st Century Skills“ von Reilling und Fadel.
Maschinenbau-Laborausbildung 4.0 ist ein Projekt von Prof. Martin Pieper, Prof. Christoph Butenweg, Melanie Braun, Prof. Benedikt Wiedemeier, Marc André Damm, Prof. Spiros Alexopoulos, Prof. Stefan Bauschke, Prof. Günter Valder, Prof. Daniel Goldbach – Fachbereich 10 Energietechnik
Projektmitarbeiterin: Elisabeth Nierle
Literaturhinweise:
- IMPULSkompakt Studie (2019): „Ingenieurinnen und Ingenieure für Industrie 4.0“. Frankfurt a.M.: Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau.
Zu finden unter http://www.impuls-stiftung.de/studien
Kurzversion zu finden unter https://bildung.vdma.org/documents/14969637/29256622/IMPULS+kompakt.pdf/a5a51eb8-0147-e41a-3c1d-6b902088211c?version=1.1&download=true
- [acatech Studie] Tekkaya, A. Erman/ Wilkesmann, Uwe/ Terkowsky, Claudius/ Pleul, Christian/ Radtke, Monika/ Maevus, Frauke (Hrsg.) (2016): „Das Labor in der ingenieurwissenschaftlichen Ausbildung –Zukunftsorientierte Ansätze aus dem Projekt IngLab“, München: Utzverlag.
Zu finden unter https://www.acatech.de/publikation/das-labor-in-der-ingenieurwissenschaftlichen-ausbildung-zukunftsorientierte-ansaetze-aus-dem-projekt-inglab/
- Trilling, Bernie and Fadel, Charles (2009): 21st Century Skills: Learning for Life in Our Times. San Francisco: Jossey-Bass.