Decoding the Disciplines

Kennen Sie das? Es gibt so Themen, die versteht ein Großteil der Studierenden einfach nicht, und dabei haben Sie schon viele verschiedene Strategien ausprobiert, sie zu verdeutlichen. In der Literatur findet man dafür den Begriff des Bottlenecks, also des Flaschenhalses, durch den die Studierenden durchmüssen, aber nicht kommen.

Beispiele von Lehrenden sind hier Modellieren in der Kombinatorik, die physikalischen Konzepte von Kraft oder Wärme oder die Identifikation von unabhängiger und abhängiger Variable in der Statistik.

Die Identifikation und Analyse dieser Bottlenecks steht im Mittelpunkt der Theorie „Decoding the Disciplines“. Ansatzpunkt ist dabei der „Fluch der Expertise“: Expert:innen zeichnen sich dadurch aus, dass sie Wissen und Fähigkeiten so stark internalisiert haben, dass sie für sie selbst unsichtbar geworden sind. Sie sehen das große ganze Bild und haben Erfahrungswissens- und Verweisungsstrukturen im Hirn, vor deren Hintergrund sich jegliches Neues einordnen lässt. Naturgemäß können sie sich nicht mehr zurück in den Zustand versetzen, in dem sie als Laien waren. Das internalisierte Wissen ist sprachlich schwer zugänglich und muss erst dekodiert werden. Nach der Identifikation des Bottlenecks ergibt sich daher als zweiter Schritt die Explikation dieses Wissens. Oft wird dazu ein Interview mit Fachfremden geführt, in dem es sehr streng darum geht, wie er/sie das mit dem Bottleneck verbundene Problem angehen würde. Zu dem Interview gibt es aber auch Alternativen wie strukturiertes Schreiben oder eine Vergegenständlichung mit Knete. Beruhend auf den Ergebnissen der Externalisierung geht es dann darum, neue Beschreibungen und Übungsmöglichkeiten für die Studierenden zu entwickeln, sie auszuprobieren, zu erheben, wie das funktioniert und der Community mitzuteilen, was man gelernt hat.

Um genau diese Community ging es bei der ersten internationalen Konferenz, die vom ZHQ an der FH Aachen ausgerichtet wurde. Ca. 50 Personen 7 Ländern trafen sich und diskutierten darüber, wie die Methoden/Theorie weiterentwickelt und genutzt werden kann.

Foto mit vielen Teilnehmenden der Konferenz

Auf der Konferenz beschrieben Lehrende, aber auch Hochschuldidaktiker:innen, was sie durch die Anwendung gelernt hatten. Auch die Autoren der Theorie Joan Middendorf und David Pace waren anwesend und beschrieben die Vergangenheit und Zukunft aus ihrer Perspektive. Somit konnte auf der Konferenz ein Startschuss für die stärkere Etablierung von Community Strukturen fallen. Es wird über die Gründung eines internationalen Comittees gesprochen, ebenso wie Arbeitsgruppen zu bestimmten Themen und in verschiedenen Regionen.

Hier ein Beispiel dafür, wie Decoding the Disciplines zur Verbesserung der Lehre beigetragen hat (Informatik, Bottleneck Rekursion):

https://www.youtube.com/@decodingthedisciplines601

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Miriam Barnat
Prof. Dr. rer. pol. Miriam Barnat
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