Prof. Petra Siegert, Dr. Elke Börmann-El Kholy, Prof. Seibler, Prof. Scheer, Prof. Bongaerts
Projektmitarbeiter: Christoph Horst und Joel Zimmermann
Im Rahmen der Ausschreibung Curriculum 4.0 haben wir, fünf Modulverantwortliche und fünf Mitarbeiter:innen des Fachbereichs Chemie und Biotechnologie, gemeinsam ein Konzept für ein arbeitsmarktgerechtes Studium der Biotechnologie erarbeitet und erhielten dafür im April 2021 eine Förderung von 80.000 €.
Ziel der curricularen Entwicklung ist die Umsetzung eines Konzepts zum forschenden Lernen mit Beginn in der Studieneingangsphase und einer Laufzeit von vier Semestern im Bachelorstudiengang Biotechnologie (2.-5. Fachsemester). Für dieses Lehrkonzept werden 7 Module (34 Leistungspunkte) neu strukturiert und inhaltlich miteinander verknüpft. Die Studierenden forschen in modul-übergreifenden Projekten zu eigenen Fragestellungen. Dies erfordert eine selbstständige und eigenverantwortliche Arbeitsweise. Selbstständiges Arbeiten gewährleisten wir durch multimediale Wissensdatenbanken in ILIAS-Lernmodulen, große Teile des notwendigen Basiswissens befinden sich künftig aufgearbeitet in Lernmodulen.
Durch die Zusammenarbeit in größeren Projektteams lernen die Studierenden über digitale Plattformen zu kommunizieren und kollaborieren, sowie ihre Projekte gegenseitig zu bewerten, zu analysieren und gemeinsam über einen längeren Zeitraum voranzutreiben. Die Fähigkeit des wissenschaftlichen Schreibens entwickeln die Studierenden hierbei als übergreifende Kompetenz, da diese zum Austausch von Informationen zwingend erforderlich ist. In semesterbegleitenden Workshops werden die Studierenden regelmäßig ihre Projekte mittels Vorträgen und Poster vorstellen und Feedback zum Geleisteten erhalten. Neben dem Erwerb zentraler Arbeitsmarktkompetenzen wie Kommunikation und Zusammenarbeit wird der wissenschaftliche Umgang mit Literatur und Daten erlernt.
Wir stehen gerade in der Konzeption der Workshops, mit denen wir im Sommersemester 2022 erstmalig mit dem 2. Fachsemester starten. Eine wichtige Grundlage ist auch der Wissenschaftliche Kreislauf (siehe Abbildung), der Studierende zielgruppengerecht bei wissenschaftlichen Fragestellungen, Methoden und Arbeitsweisen ‚an die Hand nimmt‘. Auch hier werden sie durch multimediale Lernmodule, inklusive Übungen, an wissenschaftliches Arbeiten anhand ihrer eigenen Projekte herangeführt. In dem besagten Kreislauf wird unter der Station ‚Recherche‘ auch erläutert, wie man an tiefergehendes Wissen zur Planung, Durchführung und Diskussion der selbst ausgesuchten Projekte kommt. Dabei handelt es sich um freies Lehrmaterial, das allen Lehrenden und Studierenden der FH Aachen zur Verfügung steht.
Mitarbeiter:innen der Laboratorien, HiWis und Projektmitarbeiter stellen gerade ein Portfolio an sogenannten Standard Operation Procedures (SOP) zusammen, die typische Labormethoden und Abläufe nicht mehr, wie in Praktika oft üblich, bis ins Detail vorgeben, sondern allgemein gehalten sind. Versuchsdesigns und eventuelle Anpassungen an die eigenen Fragestellungen müssen selbst geplant und können dann mit den Praktikumsbetreuer:innen individuell diskutiert werden. Eine Garantie, dass ein Versuch funktioniert, existiert nicht mehr, so wird die Frustrationstoleranz früh geübt – eben wie im echten Arbeitsleben. Ein Ziel ist es, dass Projekte und Fragestellungen semesterübergreifend weitergeführt oder von anderen Teams wieder aufgegriffen werden können. Dazu wird gerade ein Labjournal konzeptioniert, indem die schriftlichen Ausarbeitungen präsentiert werden sollen.
Der Start mit den ersten Studierenden des Curriculums im kommenden Sommersemester wird wahrscheinlich reibungslos verlaufen, da bereits in den letzten Semestern Projekte mit Zweitsemestern in ähnlichem Umfang durchgeführt wurden. Bis die erste Studierendenkohorte jedoch das gesamte Curriculum durchlaufen hat, dauert es noch bis Ende des Sommersemesters 2023, also nach Ende der finanziellen Förderung. Das stellt uns natürlich vor einige Herausforderungen, aber eine kostenneutrale Verstetigung ist einer der wichtigsten Ziele der curricularen Weiterentwicklung. Am Ende soll in jedem Studienjahrgang ein Symposium, eine Art Science Slam zu den eigenen Projekten stattfinden.
Um eine solche Curriculumsumstellung zu realisieren ist eine stetige Kommunikation und Abstimmung auf einem anderen Level als üblich unter allen teilnehmenden Lehrenden dauerhaft wichtig. Diese Strukturen werden derzeit gefestigt.
Kommunikation und Abstimmung der Lehrenden
Die Antragsidee entsprang ersten Erfahrungen aus projekt- und forschungsbasiertem Lernen in einem der inkludierten Module. Durch Gespräche wurde klar, dass auch andere Lehrende im Fachbereich Interesse hatten, diese Art der Lehre umzusetzen. Nachdem dazu eine erste Antragsskizze vorgestellt wurde, verabredeten sich die Lehrenden vor und auch nach Zusage der Förderung regelmäßig, um Entscheidungen zu treffen und gemeinsam Richtungen festzulegen. Entsprechend setzen die Projektmitarbeiter neue Interaktionskonzepte zwischen den Modulen um und stellen den Arbeitsstand in den Treffen vor.
Da die Veranstaltungen chronologisch mit steigendem Semester aufgearbeitet und an das Gesamtsystem angepasst werden, sind immer andere Lehrende im Fokus der derzeitigen Lehrentwicklung. Wichtig ist, dass jede:r Lehrende immer noch autarke Entscheidungen für die eigene Lehrveranstaltung fällen kann, aber das Gesamtkonzept nicht aus den Augen gelassen wird.
Bis zum 31.03.2022 können Sie sich auf die aktuelle Ausschreibung des Curriculum 4.0 (80.000€ Fördersumme) bewerben.