Im AusbaldowerCamp am 02.02.2023 wurden über 70 Sessions zu Sprach-KI in der Lehre angeboten. Es waren über 1000 Teilnehmer:innen online, meist Lehrende aus Deutschlands (Hoch-)Schulen.
Der gemeinsame Tenor des Camps: Künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, im Bildungsbereich wird die Technologie immer wichtiger und stellt Lehrende und Bildungseinrichtungen vor neue Herausforderungen.
Die Sessions inkl. Dokumentation sind noch abzurufen und einzusehen. Das Orgateam vernetzt auf Wunsch auch mit den Sessiongeber:innen.
Deutsche Bildungsinstitute und KI
Jede Stunde konnte man im Camp aus einer von vielen parallelen, interaktiven Sessions wählen, bei der oft bis zu 60 Personen teilnahmen. Meine erste Session des Tages war: „Wie gehen Kultusministerien, Landesinstitute und in Bildung tätige öffentliche Einrichtungen mit dem Thema Thema #LernenMitKi um?“. Die landesspezifische Dokumentation füllte sich schnell, durchaus entsteht der Eindruck, dass sich verschiedene Landesinstitute (z.B. schulische Qualitätsentwicklung) um zügige Lösungen und Fortbildungen bemühen. Dennoch, die Verwendung von KI in (Hoch-)Schulen ist noch nicht weit verbreitet. Diese Session suchte nach möglichen Strategien, um das Thema auf die Tagesordnung von Schulen und Hochschulen zu setzen. Eine Möglichkeit kann es sein, den Lehrenden die Grundlagen von KI zu vermitteln und ihnen den Raum zum Ausprobieren zu geben.
Auch erste Lernmodule für Lehrende und Schüler für den Umgang von ChatGPT sind teils schon online verfügbar. Hierbei wurde auch am Rande auf die Herausforderungen in Bezug auf den Datenschutz eingegangen (Konto und Handynummer nötig, OpenAI /Microsoft speichert u.a. den Datenverlauf, nutzt evtl. die Daten zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der KI) – derzeit gilt beispielsweise in Niedersachsen noch die Experimentierklausel für ChatGPT, bei der es unproblematisch ist, dies ausgiebig auszutesten.
Studierenden Vertrauensvorschuss geben
In der Session „Was bedeuten KI-Schreibtools für die Betreuung von Abschlussarbeiten?“ wurde diskutiert, wie KI-Schreibtools die Betreuung von Abschlussarbeiten beeinflussen können. Natürlich wurde diskutiert, wie man sicherstellen könnte, dass die Studierenden KI-Schreibhilfen nicht nutzen (z.B. Software, die KI-Texte erkennt). Viele Teilnehmende betrachteten das aber nicht als wünschenswerte Lösung, außerdem ist es technisch unrealistisch. Ihnen war es wichtig, grundsätzlich eine Kultur des Vertrauens zu leben und die Prüfungsaufgaben anzupassen, z.B. durch formative Prüfungsformate oder verstärkte reflexive Aufgaben. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass KI-generierte Texte kein Plagiat sind, da es keinen natürlichen Urheber gibt. Ein kleiner, aber wichtiger Teil der Lösung beim künftigen Umgang künftiger KI ist es, eine Eigenständigkeitserklärung abgeben zu lassen oder KI-generierte oder bearbeitete Texte zu markieren – wichtig sei für alle Beteiligten Transparenz.
Es bleiben aber auch Fragen im Raume stehen: „Wird die Qualität der Texte besser? Vielleicht… Aber wird auch die Qualität des Gelernten besser?“.
Warum schreiben lernen? Schreiben ist Wissen!
Fragen wie „Wozu braucht man noch Schreibkompetenzen?“ zeigten, dass derzeit einige Lehrende noch in einem Prozess der Findung fest stecken.
Während manche Teilnehmer:innen fragten, wofür in Zukunft noch Schreibkompetenzen gebraucht würden, betonten andere die Bedeutung von schriftlicher Kommunikationskompetenz für jegliche gesellschaftliche Situationen. Zudem sollte die Reflexionskompetenz der Studierenden gestärkt werden, indem man sie zu verlangt, wie sie die KI in ihrer Arbeit genutzt haben.
ChatGPT in der Lehre einsetzen
Die Studierenden führen Rollenspiele durch, bei denen der Chatbot als „Experte“ für bestimmte Themen eingesetzt wird („Sei ein Experte für XY und vertrete deine Meinung zu XY“). Die Studierenden können verschiedene Prompts nutzen und so ihr eigenes Wissen und Verständnis vertiefen.
Auch in späteren Diskussionsrunden stand die Frage im Raum, wie Hochschulen in Zeiten von KIs prüfen sollten.. Ein weiterer interessanter Anwendungsbereich von ChatGPT ist die Unterstützung bei Prüfungen. Eine (weiter-)studierende Ärztin erläuterte die Integration in ihre erst eine Woche zurückliegende Prüfung. Hier führte ein innovativer Prüfer die Aufgabe ein, den Pythoncode mit ChatGPT zu überprüfen.Viele waren auch der Meinung, dass in Prüfungen künftig höhere Kompetenzstufen abgefragt werden sollten, indem man von den Studierenden z.B. verlangt, neue Forschungsfragen zu generieren oder ein Paper mithilfe von KI zu schreiben. Prozesse, auch reflexive und kollaborative Formen könnten stärker in den Fokus gestellt werden, wie beispielsweise gemeinsam generierte Forschungsfragen oder die Zusammenarbeit bei der Erstellung neuer Sachverhalte.
Lernen und arbeiten mit ChatGPT
Ganz konkret wurde es außerdem in der Session „10 Methoden ChatGPT sinnvoll in selbstgesteuerten Lernprozessen einzubinden“, bei der es darum ging, wie man ChatGPT sinnvoll und zielführend als Tool in der Unterstützung von Lernenden einsetzen kann. Der Raum war schnell mit 25 Interessierten gefüllt, die sich in fünf Gruppen unterschiedlichen Thematken wie „ChatGPT als Projektplaner“ oder „Themen ganzheitlich mit ChatGPT besser verstehen“ stellten. Herausgekommen sind einige interessante Ideen, die in der Dokumentation nachzuvollziehen sind.
Abschließend lässt sich sagen, dass ChatGPT ein vielseitiger und nützlicher Helfer in der Hochschullehre sein kann, aber auch sorgfältig eingesetzt werden sollte, um die wichtigen Schreib- und Kommunikationskompetenzen der Studierenden zu fördern.
Für mich war das Barcamp eine interessante Erfahrung voller unterschiedlicher Diskussionsräume mit einer großen Gesprächsdisziplin. Die Sessiongeber:innen hatten meist gute Konzepte, die Arbeitsgruppen auf drei bis sechs Gesprächsteilnehmer:innen aufzuteilen und in den wenigen Minuten tolle Ergebnisse (das kann auch nur ein Diskussionsprozess sein) zu präsentieren. Die zweistündige Mittagspause nach den ersten aufregenden Sessions habe ich auf jeden Fall benötigt. Interessant waren vor allem auch die gefühlt unendlich vielen kleinen Ideen anderer Teilnehmer:innen, die sich nun in meinem Kopf zu neuen Konzepten entwickeln können.
Dieser Text wurde mit ChatGPT sprachlich überarbeitet, außerdem unterstütze es die Erstellung von Fließtextpassagen aus eigenen Notizen.
Christoph Horst
> Koordination Digitalisierungsoffensive Lehren & Lernen der FH Aachen
> Fachlehrender im Fachbereich Chemie und Biotechnologie
3 Kommentare
Vielen Dank für die interessanten Eindrücke, Christoph!
Ein bemerkenswertes Interesse als Echo auf die überraschenden (beängstigenden) Fähigkeiten der KI. Als Teilnehmer hat mich überrascht, wie schnell Ideen für Reaktion und Integration diskutiert wurden. Der Umgang mit KI kann nicht rasch genug in die Lehre integriert werden – die technische Entwicklung ist “marktreif”.
[…] weiterer bedeutender Punkt im Austausch war meines Erachtens der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Lehre. Hierbei ging es nicht nur um die Verwendung von KI zur Gestaltung von Lernplänen, sondern auch […]