Interdisziplinäre Lehrformate bieten Studierenden eine einzigartige Möglichkeit, verschiedene Disziplinen zu verknüpfen und komplexe Probleme aus unterschiedlichen Perspektiven zu lösen. An der FH Aachen haben sich Lehrende intensiv mit der Planung und Umsetzung solcher Formate beschäftigt. Ihre Erfahrungen zeigen nicht nur die Potenziale, sondern auch die Hindernisse, die diese Art der Lehre mit sich bringt.
Im Rahmen von leitfragengestützten Interviews wurden elf Lehrende aus sechs Fachbereichen befragt, die aktiv an der Entwicklung und Durchführung interdisziplinärer Lehrprojekte beteiligt sind. Die Interviews ermöglichten es, gezielt auf zentrale Herausforderungen und Strategien einzugehen und dabei sowohl individuelle als auch allgemeine Erfahrungen zu erfassen.
Herausforderungen und Hindernisse
Eine zentrale Herausforderung bei der Planung und Durchführung interdisziplinärer Lehrformate ist die Koordination zwischen verschiedenen Fachbereichen. Unterschiedliche Denkweisen und Methoden der Disziplinen erschweren es teilweise, eine gemeinsame Sprache zu finden und gemeinsame Lernziele zu formulieren. Hinzu kommt der Mangel an zeitlichen Ressourcen und Personal, der die Organisation solcher Formate zusätzlich erschwert. Auch die institutionelle Unterstützung bleibt häufig hinter den Erwartungen zurück. Problematisch kann auch der Widerstand von Lehrenden sein, die an traditionellen, disziplinären Strukturen festhalten.
Effektive Strategien zur Überwindung der Hürden
Trotz der genannten Herausforderungen haben die Lehrenden an der FH Aachen verschiedene Ansätze entwickelt, um interdisziplinäre Lehrformate erfolgreich umzusetzen. Ein zentraler Bestandteil ist die Etablierung klarer Kommunikationsstrukturen. Regelmäßige Meetings und ein intensiver Austausch tragen dazu bei, Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsame Ziele festzulegen. Diese Kommunikation wird ergänzt durch Flexibilität in der Lehrplanung, sodass sich Lehrinhalte an die unterschiedlichen Disziplinen anpassen lassen. Besonders wirkungsvoll ist der projektbasierte Ansatz, bei dem Studierende praxisnah und fächerübergreifend arbeiten. Dies fördert nicht nur das Verständnis für verschiedene Fachrichtungen, sondern erleichtert auch die Integration der Lerninhalte.
Reaktionen der Studierenden
Die positiven Effekte dieser Strategien spiegeln sich auch in den Reaktionen der Studierenden wider. Viele schätzen die praxisnahe Vermittlung und die Möglichkeit, über den eigenen Fachbereich hinauszublicken. Allerdings wird auch deutlich, dass die Komplexität interdisziplinären Lernens einige Studierende überfordert. Hier zeigen sich die Grenzen der Lehrformate, wenn es Lehrenden nicht gelingt, eine klare Struktur und verständliche Lernziele zu vermitteln. Erfolge werden dann erzielt, wenn die Inhalte praxisbezogen und die Studierenden aktiv eingebunden werden. Andernfalls droht die Gefahr, dass die Verbindung zwischen den Disziplinen unklar bleibt oder der Arbeitsaufwand als zu hoch empfunden wird.
Notwendige institutionelle Rahmenbedingungen
Um interdisziplinäre Lehrformate nicht nur erfolgreich, sondern auch nachhaltig zu gestalten, ist eine starke institutionelle Unterstützung unabdingbar. Auf Basis der bisherigen Erfahrungen an der FH Aachen wird deutlich, dass flexiblere Zeitpläne und zusätzliche Ressourcen, wie Personal und Finanzierung, bereitgestellt werden müssen. Darüber hinaus sind Fortbildungsangebote für Lehrende erforderlich, um Methoden des interdisziplinären Lehrens besser zu vermitteln. Langfristig sollten feste Strukturen geschaffen werden, die die Vernetzung und den Austausch zwischen den Disziplinen fördern wie etwa interdisziplinäre Zentren oder spezialisierte Programme. Auch eine institutionelle Anerkennung, zum Beispiel durch Karrieremöglichkeiten oder die Förderung in der Forschung, würde einen wichtigen Beitrag leisten, um interdisziplinäre Lehre stärker zu verankern.
Peter Schreiber
Kompetenzentwicklung für Studierende | Teaching Analysis Polls