Diese Frage haben wir uns im Sommersemester 2020 gestellt, als auf einmal alles online stattfinden musste. Wir waren erst skeptisch, aber nach dem Motto „Probieren geht über Studieren“ haben wir es einfach ausprobiert und dabei noch eine Menge dazugelernt.
Aber von Anfang an: Ein wichtiger Bestandteil der Mathematikausbildung ist die praktische Anwendung der erlernten Methoden an Praxisbeispielen. Dazu bieten wir seit mehreren Jahren Problemorientiertes Lernen an. Das bedeutet, dass wir einmal im Semester zwei Vorlesungsstunden dazu nutzen, dass die Studierenden in Gruppen gemeinsam an kleinen Projektaufgaben arbeiten. Dies fördert nicht nur die Anwendung, sondern auch die Teamarbeit, ganz allgemein.
Aber im Sommersemester 2020 war auf einmal alles anders. Wir mussten auf Onlinelehre umstellen und wollten hierbei nicht auf die Gruppenarbeit verzichten. Daher haben wir kurzerhand versucht alles 1:1 als online Elemente umzusetzen. Für die Durchführung wurde Webex mit Teilgruppensitzungen genutzt. Zum Festhalten der Zwischenergebnisse wurden die klassischen Moderationskarten durch das Tool „Padlet“ ersetzt. Schließlich gab es da noch den Versuchsstand, an dem die Studierenden sonst eigenständig experimentieren konnten. Eine Remote-Steuerung war leider nicht möglich, also wurden Versuche „on demand“ durchgeführt. Die Studierenden meldeten sich und der online zugeschaltete Dozent führte die Versuche auf Anweisung vor der Webcam durch.
Um Rückmeldungen der Studierenden zu unserem „Experiment“ zu erhalten, baten wir die Studierenden kurze Reflexionsberichte zu schreiben. Hieraus ging hervor, dass allgemein Gruppenarbeit schon bekannt war, neu und interessant war aber der Aspekt diese online durchzuführen. Weiter lieferten die Rückmeldungen der Studierenden wertvolle Tipps, wie wir unsere Onlinegruppenarbeit weiter verbessern konnten.
Im zweiten Durchlauf wurden daher einige Modifikationen durchgeführt: es gab jetzt zwei Onlinetermine, der erste zur Eingewöhnung und zur Vorbereitung der Gruppenarbeit (1h) und der zweite für die eigentliche Gruppenarbeit (3h). Zur Unterstützung und als Leitfaden haben wir die Sitzungen auf einem Miro Board vorbereitet. Außerdem wurde bereits vorher innerhalb der Gruppen geklärt, wie die gemeinsame Arbeit organisiert und durchgeführt werden sollte, z.B. mit Moderation oder ohne. Die Rückmeldungen der Studierenden waren wieder durchweg positiv und auch die Modifikationen wurden positiv aufgenommen.
Im Wintersemester 2021 wird jetzt zum vierten Mal unsere online Gruppenarbeit durchgeführt. Wir planen auch in Zukunft eine online Umsetzung, damit sich die Studierenden an diese neue und vermutlich zukünftige Arbeitsweise gewöhnen können. Natürlich ist „nach der Gruppenarbeit vor der Gruppenarbeit“, daher entwickeln wir das Format ständig weiter und probieren neue Ideen, die oft auf Vorschlägen von Studierenden basieren, aus.