Am 19. Januar veranstaltete das Hochschulforum Digitalisierung ein Online-Barcamp, das sich mit der Digitalisierung der (Arbeits-)Welt und deren Wirkung auf ganze Studiengänge und Kompetenzen der Absolvierenden auseinandersetzte.
Aktualität erlebt das Thema nicht nur durch die (spürbare) Weiterentwicklung der Arbeitswelt. 2022 verabschiedete der Wissenschaftsrat Empfehlungen, die unterstreichen, wie wichtig es ist, dass Studierende im Fachstudium Kompetenzen für die digitale Welt erwerben.
Das Barcamp war eine Mischung aus Vorträgen und Diskussionen. Ein Erfahrungsbericht der Kollegen und Kolleginnen der HAW Hamburg aus dem Projekt KOMWEID rückte unter anderem eine für unsere Arbeit in Curriculumswerkstätten zentrale Frage in den Fokus: Wie kann es gelingen, dass Lehrende eines Studiengangs gemeinsam eine Studiengangsänderung anstreben, erarbeiten und es ein „Commitment“ für die erarbeiteten Veränderungen gibt? Wenn das gelingt, erscheint es möglich, digitale Kompetenzen in einen Studiengang und seine Ziele nachhaltig als auch umfassend zu integrieren und dies in Verknüpfung mit Fachkompetenzen zu tun, um Absolvent:innen gezielt auf die digitale Arbeitswelt vorzubereiten.
Der Stellenwert digitaler Kompetenzen für die Arbeitswelt ist schnell nachvollziehbar, aber es ist manchmal herausfordernd, vom eigenen Modul als Puzzlestück den Blick zu wagen auf das ganze Bild des Studiengangs. Hierfür erscheint als wichtige Basis für den Austausch von Lehrenden, dass eine Übereinkunft gegeben ist, dass ein Studiengang mehr ist als die Summe seiner Teile – also mehr als eine gewisse Menge an Modulen. Nur dann kann es gelingen, dass trotz Lehrfreiheit eine Einigung darüber stattfinden kann, welche (neuen) Kompetenzen die Studierenden im Studiengang als Ganzes erwerben und welche Kompetenzen bewusst nicht adressiert werden.
Natürlich ist verständlich, dass Veränderungen im Curriculum immer auch an Ressourcen wie Zeit gebunden sind. Umso herausfordernder erscheint die Frage, wie solche Veränderungen der Kompetenzen gemeinsam von allen beteiligten Lehrenden getragen werden können. Das Barcamp bot hierzu verschiedene Ideen, um das Einverständnis von Studiengangsbeteiligten zu Veränderungen und gemeinsamen Zielen zu stärken. Inputs von Experten und Expertinnen aus der Wirtschaft zeigen beispielsweise die Aktualität von (neuen) Kompetenzen auf und dienen als Inspiration für Lehrende zur gemeinsamen Weiterentwicklung der Lehre und von Studiengängen. Befragungen von Absolvent:innen, wie es sie an der FH Aachen gibt, zeigen die Bedürfnisse der Absolvent:innen auf. Sie können für die gemeinsame Prüfung des Studiengangs mit Blick auf die Zukunftskompetenzen (neben digitalen Kompetenzen z.B. solche mit Blick auf Nachhaltigkeit und Internationalisierung) dienen. Und es gibt die Notwendigkeit, Veränderungsprozesse in Studiengängen mit Blick auf die angestrebten Kompetenzen der Absolvent:innen transparent zu gestalten und alle Lehrenden in diesen Prozess gezielt zu integrieren. Ein möglicher Ort dafür sind Curriculumswerkstätten, welche an der FH Aachen alle acht Jahre die interne Akkreditierung flankieren. Diese dienen dazu, die gemeinsamen Ziele zu schärfen, einen Studiengang und Kompetenzen weiterzuentwickeln und dabei zu unterstützen, den Blick von Modul- auf Studiengangsebene zu richten.
Christiane Katz
Hochschuldidaktikerin mit Erfahrung in der Lehre und Begleitung von Studierenden | seit 2010 an Hochschulen | seit 2016 an der wunderbaren FH Aachen