Ein subjektiver Eindruck des Prorektors für Studium und Lehre
Der 6. Tag der Lehre an der FH Aachen war in vieler Hinsicht bemerkenswert. Erneut war er auch ein Experimentierfeld für das schwierige „Hybridformat“. Ich möchte hier einfach mal meine ganz persönlichen Eindrücke und „Lessons Learned“ schildern. Und vorab: Ich glaube, es ist perfekt gelungen, doch dazu später mehr.
Das Thema des Tages der Lehre „Lehren und Lernen im Team“ war gewählt, um gemeinsam für die Hochschule zu reflektieren, welche Potentiale und Herausforderungen in der Zusammenarbeit von Lehrenden untereinander, Lehrenden und Studierenden miteinander, sowie zwischen Studierenden untereinander gibt.
Kooperation vs. Kollaboration
Zum Einführungsvortrag von Miriam Barnat und mir: Wenn man ein Thema „vortragsreif“ aufarbeitet, lernt man selbst doch noch einmal einiges dazu oder schärft zumindest den eigenen Blick auf die Nuancen. Während Kooperation klare Ziele und Absprachen zur Arbeitsteilung beinhaltet und voraussetzt und damit im klassischen Ansatz des Projektmanagements Entsprechung findet, ist Kollaboration deutlich voraussetzungsvoller, wird aber komplexen, interdisziplinären Themen gerechter und findet eine gewisse Entsprechung im agilen Projektmanagement. Man und frau ahnen, dass hier mit Blick auf die Arbeitswelt auch ein Paradigmenwechsel im Raum steht.
Apropos Arbeitswelt: Beinahe triviale, aber sehr eindrückliche „lesson learned“: Kompetenz zur Zusammenarbeit im Fachkontext und darüber hinaus ist Fachkompetenz, nicht Allgemeinkompetenz und somit nichts, was sich im Curriculum in einen „Wahlblock“ anordnen oder an Kolleginnen und Kollegen oder Lehrbeauftragte delegieren lässt. Sie sollte durch adäquate Lehrveranstaltungsformen im Fachkontext vermittelt und geübt werden. Danke an die Leitung des ZHQ für diese klare Botschaft.
Die Keynote
Als Geschäftsführer der Landesplattform ORCA.nrw, also des virtuellen Ortes zukünftiger digitaler Zusammenarbeit entlarvte Herr Deimann vom Standpunkt des Bildungswissenschaftlers das Versprechen digitaler Bildung, welches allein auf technischen Fortschritt und Verfügbarkeit entsprechender Plattformen und digitaler Werkzeuge fußt. (Der Vortrag wurde in seinem Blog veröffentlicht – hier der Link zum Blogbeitrag Vortrag). Auch diese Erkenntnis wirkt nicht revolutionär, jedoch ist der Glaube an die so gestalte Verfügbarmachung digitale Bildung durchaus kulturell sehr verinnerlicht, wie ein Rückblick auf beinahe 100-Jahre Geschichte dieses Narratives zeigte. Dies verstellt den Blick auf disruptive Alternativen und begünstigt den simplen, aber unter den Möglichkeiten bleibenden Transfer von Präsenzformaten in digitale Lehrformate. Diese Feststellung stellt natürlich kein Votum gegen digitale Bildung dar, sondern ordnet sie lediglich treffend in einen Kanon wissenschaftlicher Erkenntnisse der Lehr- und Lernforschung ein und plädiert zugleich für einen breiteren methodischen Ansatz bei der Entwicklung digitaler Lehr- und Lernformen.
Der Vortrag lenkte die Aufmerksamkeit auch noch einmal auf Produkte digitaler Zusammenarbeit, nämlich den OER-Inhalten, deren Erstellung über eine Förderlinie der Digitalen Hochschule NRW wirkungsvoll unterstützt wird. Viele Lehrende der FH Aachen sind an entsprechenden Anträgen zur Förderung gemeinsam erstellter Lehrmaterialen beteiligt. Auch die Befragung im Rahmen des Impulsvortrages von Miriam Barnat und Josef Rosenkranz hatte gezeigt, dass Lehrende diesem Thema durchaus aufgeschlossen gegenüberstehen. Dies ist eine sehr erfreuliche und zukunftsweisende Entwicklung.
Lehrpreise für Teamplayer
Zum Thema des Tages passten auch die Verleihungen der Lehrpreise an Protagonisten von Team- Teaching und Kollaboration unter Studierenden, Prof. Dr. Thomas Uibel, Prof. Dr. Wilfried Moorkamp und Prof Dr. Leif Arne Peterson. Den personenbezogenen Lehrpreis Preis erhielt Prof. Dr. Martin Pieper, der in seiner Dankesrede klarstellte, dass auch seine gewürdigte Leistung durch ein Team unterstützt wurde zu dem er auch die Studierenden zählte, die ihm wertvolles Feedback zu seiner Lehre gegeben haben.
Gemeinsame Gestaltung in den interaktiven Formaten
Die Thementische und Workshops des Nachmittags schienen mir ausgesprochen gefragt zu sein und belegten einmal mehr, wie groß inzwischen die Nachfrage nach Vernetzung und Austausch unter den Lehrenden ist. Dass die Thementische auch von Lehrenden selbst gestaltet wurden zeigt, dass der Ansatz, gemeinsam an Themen und Inhalten von Lehre und Lernen zu arbeiten immer stärker greift. Wir wollen keine Top-Down Ansätze sondern gemeinsam etwas bewegen und diese Bewegung wird immer stärker sichtbar! Vielleicht könnte man gar von einer „Demokratisierung“ des Tages der Lehre sprechen. Dass der Tag der Lehre auch den Startpunkt dieses BLOGS markierte, ist nur konsequent. Der ZHQ-Blog kann nun zum Schaufenster der Lehrthemen an der FH Aachen werden und diese Vernetzung der Lehrenden untereinander wirkungsvoll unterstützen!
Herzlichen Glückwunsch vom Prorektor für dieses gelungene Format an dieser Stelle.
Hybrides Format
Abschließend: Obschon mein Wunsch nach einem Tag der Lehre in Vollpräsenz – so wie früher – noch nicht realisiert werden konnte, bin ich rundum zufrieden und glücklich mit dem Verlauf des Tages. Das Format „Hybrid“ ermöglichtet die Beteiligung von Lehrenden und Studierenden, die eine volle Präsenz aufgrund verschiedenster Gründe nicht realisieren konnten. Aufgrund der gewählten Formate und digitalen Hilfsmittel war die Interaktionen, insbesondere in Workshops und Thementischen intensiv. Die Präsenz der Hauptakteur:innen und der Moderation machten die Veranstaltung hingegen lebhaft und authentisch – nicht zuletzt auch aufgrund der Möglichkeit des informellen Ausklangs unter den Akteur:innen. Dem Organisationsteam, der Moderation und sämtlichen Mitwirkenden an dieser Stelle der gebührende, herzliche Dank dafür! Meine Vorfreude auf den nächsten Tag der Lehre ist schon da!
Prof. Dr.-Ing. Josef Rosenkranz
Prorektor für Studium und Lehre an der FH Aachen