Im Rahmen eines innovativen Pilotprojekts haben die FH Aachen und das Schreibzentrum der RWTH Aachen eine Schreibwerkstatt speziell für Studierende der FH Aachen ins Leben gerufen. Die FH-Schreibwerkstatt, durchgeführt vom RWTH-Schreibzentrum, zielt darauf ab, die Schreibkompetenz der FH-Studierenden zu verbessern. Nach zwei Semestern zeigt das Projekt bereits erste Erfolge und erfreut sich großer Beliebtheit. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die Entstehung, die Umsetzung und die Perspektiven dieses Projekts. Dazu haben wir mit Dr. Christoph Leuchter, Leiter des RWTH-Schreibzentrums, sowie mit den Dozierenden Dr. Joel Teichmann und Dr. Christine Hendriks gesprochen. Auch Fabienne Eschweiler und Gerrit Weiermann, zwei Studierende der FH Aachen, teilen ihre Erfahrungen.
Entstehung und Ziele der Schreibwerkstatt
„Glücklicherweise gibt es ja bereits Kooperationen zwischen FH und RWTH. Insofern mussten die Kontakte nicht neu geknüpft werden,“ erklärt Dr. Christoph Leuchter. Er erläutert weiter, dass die Initiative durch den engen Austausch der Prorektoren für Lehre beider Hochschulen zustande kam. „So konnte ich mich mit meiner Idee direkt an Prof. Rosenkranz wenden, der sich beim Thema Textproduktion sehr interessiert zeigte.“ Nachdem die Zustimmung der Dekanate eingeholt worden war, konnte die Planung konkretisiert werden.
Zum Ziel des Projekts sagt Leuchter: „Im Kern geht es darum, die Schreib- und Textkompetenz der Studierenden zu optimieren. Das bedeutet einen besseren Output bei Abschlussarbeiten, aber auch generell das Training, versiert und zielgerichtet zu kommunizieren – eine Schlüsselqualifikation für Studium und Beruf.“ Die Schreibwerkstatt bietet dabei zwei grundlegende Kursformate an: „Wissenschaftliches Schreiben“ und „Gute Texte produzieren für die berufliche Praxis“.
Erste Erfahrungen und Umsetzungen
Über den Start des Projekts berichtet Leuchter: „Von den ersten Gesprächen bis zum fertigen Kooperationsvertrag zwischen den beiden Hochschulen dauerte es ungefähr ein Jahr. Und dann musste alles schnell gehen, weil wir uns zum Ziel gesetzt hatten, im Wintersemester 23/24 zu beginnen.“ Trotz der Herausforderungen bei der Abstimmung der Kurstermine mit den verschiedenen Fachbereichen lief alles „von Beginn an erstaunlich rund“.
Die Kurse wurden mit großem Engagement umgesetzt, wie auch die beiden Dozierenden Dr. Joel Teichmann und Dr. Christine Hendriks bestätigen. „Die Zusammenarbeit mit meinen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartnern der verschiedenen Fachbereiche lief von Beginn an prima,“ sagt Hendriks. „Von allen Seiten gab es viel hilfreiche Unterstützung für den Start, das reichte von Fotos per E-Mail zur Bedienung der Medienanlage im Kursraum bis zu intensivem inhaltlichem Austausch. Die Offenheit und das große Interesse seitens der Fachbereiche sind eine große Motivation für mich“, berichtet die Dozierende weiter.
Motivation ist auch bei den Studierenden notwendig, ist das Kurskonzept doch anspruchsvoll gestaltet: „Im Kurs ‚Wissenschaftliches Schreiben‘ erweitern die Studierenden ihre Schreibkompetenz mit besonderer Ausrichtung auf die wissenschaftliche Praxis“, erzählt Dozent Teichmann. „Wir haben den Kurs nicht als Vorlesung, sondern als Workshop konzipiert. Die Studierenden können sich nur selten zurücklehnen, sind selbst tätig und verfassen Texte. Idealerweise entstehen im Laufe des Semesters erste Texte, die sie für ihre Projekt-, Bachelor- oder Masterarbeit nutzen können“, so Teichmann weiter. Derzeit werden seitens der Schreibwerkstatt neun Kurse an acht Fachbereichen angeboten.
Feedback und studentische Perspektiven
„Die Kurse werden mittlerweile zentral evaluiert. Und dieses Feedback der Studierenden ist exzellent,“ betont Leuchter. Auch Teichmann und Hendriks zeigen sich beeindruckt von den Rückmeldungen. „Das Feedback der Studierenden war grandios,“ erzählt Teichmann. Besonders hervorgehoben wurden die Struktur der Kurse und die Möglichkeit, individuelles Textfeedback zu erhalten.
Die Studierenden selbst teilen diese Einschätzung. Fabienne Eschweiler, eine der Teilnehmenden, erklärt: „Der Kurs hat mir konkret geholfen, indem ich gelernt habe, meine Gedanken systematisch zu ordnen und präziser zu formulieren.“ Gerrit Weiermann ergänzt: „Ich habe jedem, der kurz vor seiner Bachelorarbeit steht, diesen Kurs empfohlen.“ Beide betonen, wie sehr ihnen die Kurse geholfen haben, ihre Schreibfähigkeiten zu verbessern und sich sicherer im Umgang mit wissenschaftlichen Texten zu fühlen.
Ausblick und zukünftige Entwicklungen
Für die nächsten Semester sieht Leuchter großes Potenzial: „Wir stellen fest, dass die Nachfrage und die Zahl der Modulabschlüsse extrem steigen, sobald das Angebot in einem Fachbereich curricular verankert ist.“ Langfristig strebt er an, die Schreibkurse noch stärker auf die Bedürfnisse der einzelnen Fachbereiche zuzuschneiden, sodass am Ende nicht neun gleiche, sondern neun unterschiedliche FH-Kurse unterrichtet werden.
Dozent Teichmann sieht ebenfalls Möglichkeiten zur Weiterentwicklung: „Kurzfristig wird das Kursangebot erst einmal so bleiben, wie es derzeit ist. Wie es langfristig weitergeht, ist hingegen noch offen.“ Besonders interessant ist der Hinweis auf die wachsende Nachfrage nach Kursen zum Thema „Schreiben mit KI“, die bereits in den aktuellen Kursen thematisiert wird.
Die Schreibwerkstatt der RWTH an der FH Aachen ist ein Beispiel dafür, wie erfolgreiche Kooperationen zwischen Hochschulen aussehen können. Die bisherigen Ergebnisse sprechen für sich, und das Projektteam ist zuversichtlich, dass das Pilotprojekt zu einem festen Bestandteil des Hochschulangebots werden könnte. Studierende profitieren in hohem Maße von den praxisnahen Kursen, und es ist zu erwarten, dass das Interesse und die Nachfrage in den kommenden Semestern weiter steigen werden.
Das vollständige Interview mit den Projektbeteiligten steht hier zum Download bereit:
Laura Heine
Studierte Medienwissenschaftlerin (MA) und Digital Learning Managerin. Mitglied des Arbeitsbereichs E-Learning im ZHQ.