Fragebögen oder TAP – welche Evaluationsmethode eignet sich besser für meine Lehrveranstaltung?

In einer Zeit, in der sich die Hochschullehre ständig weiterentwickelt, spielt die Evaluation von Lehrveranstaltungen eine entscheidende Rolle. Dabei gibt es verschiedene Ansätze an der FH Aachen, die dabei helfen sollen, Lehre zu reflektieren und zu verbessern und die sich dabei in ihrer Herangehensweise und ihrem Fokus unterscheiden – die Lehrveranstaltungsevaluation mittels standardisierter Fragebögen und dem Teaching Analysis Poll (TAP).

TAP wird oft als Alternative oder Ergänzung zu standardisierten Fragebögen betrachtet, die in Werbematerialien oder der Literatur zum TAP häufig als wenig hilfreich für die konkrete Verbesserung der Lehre dargestellt werden. Im Gegensatz dazu liefere das TAP konstruktive und konkrete Hinweise zum Lernen der Studierenden und Ansatzpunkte für Veränderungen. Doch an welchen Stellen unterscheidet sich das Feedback in den beiden Methoden eigentlich und in welchen Fällen ist es sinnvoll, Lehrenden eine Evaluation anhand von Fragebögen oder des TAPs zu empfehlen? Das sind Fragen, die wir uns genauer ansehen wollten.

Methodik der Untersuchung

Für unsere Untersuchung haben wir uns neun Lehrveranstaltungen vorgenommen, die zwischen dem Wintersemester 2022/23 und dem Wintersemester 2023/24 sowohl mit Fragebögen als auch mit TAP evaluiert wurden. Unser Ziel war es, die Freitextkommentare der Fragebögen mit den Berichten des TAP zu vergleichen, um Unterschiede in Klarheit, Tiefe und Themenvielfalt des Feedbacks herauszuarbeiten.

Ergebnisse der Studie

Themenvielfalt: Die Analyse ergab, dass TAP und Lehrveranstaltungsbefragungen (LVB) mit Fragebögen unterschiedliche Schwerpunkte setzen und die thematischen Überschneidungen geringer ausfallen als erwartet. Die Lehrveranstaltungsbefragungen deckten insgesamt ein breiteres Themenspektrum ab und enthielten mehr Verbesserungsvorschläge als die TAP-Berichte. In den TAP-Berichten wurden weniger einzelne Punkte aufgeführt, dafür wurde eine einheitliche Perspektive ohne Wiederholungen präsentiert. Mit zunehmender Teilnehmerzahl, besonders bei den LVB, stieg auch die Anzahl der Nennungen positiver Aspekte und Verbesserungsvorschläge an.

Tiefgang und Klarheit: Sowohl in den Freitextkommentaren der LVB als auch in den TAP-Berichten fanden wir tiefgehende Verbesserungsvorschläge.

Auffälligkeiten: Eine bemerkenswerte Beobachtung war, dass englische Beiträge und Hinweise auf die Anwesenheit internationaler Studierender nur in den Fragebögen vorkamen. Dies deutet darauf hin, dass Studierende, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, sich möglicherweise weniger an der Diskussion im TAP beteiligen und eher schriftliches Feedback geben. Eine Anpassung der TAP-Methode, um diese Studierenden besser zu integrieren (z.B. das Angebot, in der TAP-Diskussion auf Englisch zu antworten oder eine Kombination aus schriftlichem Feedback und mündlicher

Einordnung und Bedeutung der Ergebnisse

Ein wichtiger Aspekt, der in unserer Studie nicht berücksichtigt wurde, ist das Gespräch, das im Anschluss an das TAP zwischen Lehrenden und den Moderator:innen stattfindet. Dieses Nachgespräch bietet besondere Gelegenheiten zur Metakommunikation und zur Klärung der Perspektiven der Studierenden. Dies führt oft zu einem besseren Verständnis des Feedbacks und kann die Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden positiv beeinflussen. Solche Dialoge erleichtern auch den Perspektivenwechsel und eröffnen Raum für hochschuldidaktische Beratung.

Fazit

Unsere vergleichende Analyse zeigt, dass beide Evaluationsmethoden – standardisierte Fragebögen und TAP – ihre spezifischen Stärken und Schwächen haben. Die Wahl der Evaluationsmethode sollte daher von den Zielen und Rahmenbedingungen der Lehrveranstaltung abhängen.

Aufbauend auf diesen Ergebnissen möchten wir herausfinden, wie Lehrende die beiden Verfahren bewerten und in welchen Fällen sie Kolleg:innen ein TAP oder einen Fragebogen empfehlen würden, um ein Feedback zu ihrer Lehrveranstaltung zu erhalten. Um diese Fragen zu klären, führen wir derzeit Interviews mit Lehrenden durch. Auch die Perspektive der Studierenden ist von großem Interesse für uns, weshalb wir unsere Forschung ausweiten und die Meinungen beider Zielgruppen erfassen. Die Ergebnisse dieser Untersuchungen werden wir auf der Jahrestagung des AK Evaluation FH NRW am 2. und 3. September an der FH Aachen präsentieren.

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