Seit langem findet das EPrüfungsSymposium (Link zu Programm und Abstracts) wieder in Präsenz statt, für mich das erste Mal.
Ausgerichtet von der TUHH, im schönen Hamburg-Harburg, genauer gesagt im „Speicher“.
Da sich unser DoLL-Team in diesem Jahr stark gewandelt hat, bin ich allein angereist.
Zum Glück finde ich direkt Anschluss, vielleicht weil wir alle, egal ob aus der Didaktik, der Technik, dem Recht oder der Lehre, mit ähnlichen Zielen und Vorstellungen gekommen sind: Die digitale Lehre und insbesondere die elektronisch gestützte Prüfung zu behalten und gleichzeitig voranzubringen.
Die Keynote von Herr Prof. Knutzen zu Anfang fasst es perfekt zusammen:
Digitaler Fortschritt und Constructive Alignment bedeuten, dass wir Digitalität und all seine Folgen denken müssen. In jedem Schritt. Und der schnelle Wandel hat auch zur Folge, dass wir nicht nur fachlich ausbilden müssen, sondern auch ausbilden in „Sich selbst bilden“, denn das Wissen und auch Fähigkeiten veralten immer schneller. Wann wurde Ihr Röhrenfernsehr das letzte Mal repariert? Gleichzeitig gibt uns die Digitalisierung so viele neue Möglichkeiten, besser auszubilden und realistischer zu prüfen.
Ein Vortrag, dessen Ausfall ich und viele andere bedauert haben, ist “Digital in Präsenz mit beliebigen Hilfsmitteln auf BYOD”, denn die Rückkehr der Lehre in die Präsenz nach Corona bedeutet auch die Rückkehr der E-Prüfung in die Präsenz. Wir müssen somit Wege finden, das zu gewährleisten. Und im Gespräch merken wir, dass niemand Die Lösung™ hat, die überall funktioniert. Wir werden alle individuell auf Hochschule oder sogar Prüfungen zugeschnittene Lösungen finden müssen, ob BYOD, (mobile) Prüfungsräume oder Scan-Klausur.
Der Austausch hilft Ideen, die man bisher nur für sich selbst gedacht hat, widerzuspiegeln und Herausforderungen und Potentiale herauszubilden. Das funktioniert unstrukturiert in den Pausen und beim gemeinsamen Abendessen, aber auch sehr gut in den Workshops.
In „Welche Software für welche Prüfung?“ nehmen wir unterschiedliche Positionen ein, um ein Prüfungsszenario und die benötigten technischen Mittel auszuarbeiten; Lehrende, IT-Abteilung, Rechtsabteilung, Studierende – und wenn man zu fünft ist, auch die Hochschuldidaktik. Wir sind zu viert und direkt wird klar, dass wir, ohne die Hochschuldidaktik mitzudenken, nicht weit kommen werden. Ob das ein subtiles Ziel der Übung ist, ist mir auch jetzt noch nicht ganz klar.
Neben dem „Nachvorne-Denken“, gibt es aber auch wieder viele Rückblicke auf die letzten Jahre – und in einigen Hochschulen Jahrzehnte – der E-Prüfungen. Gesammelte Erfahrungen werden in den Vorträgen und Keynotes über Umfragen und andere Daten schön strukturiert sichtbar gemacht.
Nur so kann das validiert werden, was die meisten im Symposium denken:
E-Prüfungen sind nicht nur ein Corona-Trend, sondern werden bleiben, Dank ihrer vielen Vorteile, wie der Skalierbarkeit und Einsparung bei Korrekturaufwand (laut Martin Breuer im Vortrag „RWTHanalytics: Dynexite“ sogar 1/3 Zeitersparnis in manuell korrigierbaren Aufgaben an der RWTH, dank strukturierterer Korrektur und erhöhter Lesbarkeit), auch wenn rechtliche und didaktische Bedenken uns alle noch einige Zeit beschäftigen werden, bis die verschiedenen E-Prüfungsformate wirklich etabliert sind.
Am zweiten Tag wird es gegen Nachmittag deutlich leerer, viele müssen ihren Zug erwischen. Nach dem Abschluss, bei dem verkündigt wird, dass das nächste ePS wieder in seine Heimat an die RWTH zurückkehren wird, mache auch ich mich auf den Weg. Dankbar für viel Input, tollen Austausch und wirklich tolle Menschen, die ich kennenlernen durfte.
Jonas Gilz
Studierter Mathematiker (M.Sc.) Mitglied des Arbeitsbereichs ZHQ | E-Learning.