KI in der Hochschule: Wo bleibt der Mensch?

Am 26. November 2024 trafen sich Expert:innen und Interessierte zur Night of the Scholars – einer gemeinsamen Veranstaltung der FH Aachen und der TH Köln (Link zum LinkedIn Beitrag).

Aus Sicht der Lern- und Lehrforschung ist es eindeutig: Feedback geben und den Lernprozess der Studierenden eng zu begleiten sind wichtige Aufgaben der Lehrenden, um Lernerfolg bei Studierenden zu fördern. Da individuelles Feedback und Begleitung sehr betreuungsintensiv ist bietet sich der Einsatz von KI an, um Skaleneffekte zu erzielen.

5 Fragen an die Hochschullehre:
1.	Wird das Lehrangebot von den Belangen der Lernenden her
formuliert und bereitet es im Sinne von employability und
citizenship auf Wissenschaft und Praxis vor?
2.	Wird die eigene Rolle auf das Fördern studentischer Lernprozesse
ausgerichtet?
3.	Werden in der Lehre Kompetenzen adressiert und sind
Prüfungen so konzipiert, dass sie diese Kompetenzen abbilden
können?
4.	Werden Rückmeldungen von Studierenden und Evaluationen als
Reflexionsanlass und Chance auf Dialog genutzt?
5.	Wird eine lernende und forschende Haltung gegenüber der eigenen Lehre sichtbar?
Auszug „Night of the Scholars“, FH Aachen und TH Köln

Dabei heißt Skaleneffekt hier, dass sich Lehrende mittels KI zu einem gewissen Grad „vervielfältigen“ lassen. Z.B. über Bot´s die als digitale Tutoren Lehrveranstaltungen mitbegleiten. Aber wie macht man das richtig?

Dass man den KI Einsatz in der eigenen Lehre forschend analysiert ist da naheliegend. Bei der Night oft the Scholars kamen Lehrende zu Wort, die genau dies getan haben. Erfreulich, dass mit Sarah Maihaus eine Kollegin der FH Aachen, die erst kürzlich das Neubeberufenenprogramm absolviert hat einen tollen Vortrag hielt, der auf großes Interesse beim Publikum stieß. Fazit war, dass chatbots den Lernerfolg signifikant erhöhten, wenn ihn Studierende zum feedback selbst erbrachter Leistung nutzen. Dabei ist die Programmierung des Chatbots mit geeigneten „Verhaltensregeln“ und Wissensbestandteilen natürlich wichtig.

Ein Vortrag von Vanessa Mai befasste sich mit Forschung zu Akzeptanz und durch Studierende wahrgenommener Wirksamkeit regelbasierter und sprachbasierter KI Systeme als KI Tutoren mit dem überraschenden Ergebnis, dass regelbasierte Systeme signifikant besser abschnitten als Sprachmodelle, die zum Zeitpunkt der Datenerhebung noch häufig halluzinierten oder sinnlose Antworten lieferten. Da sich die Sprachmodelle inzwischen rasant weiterentwickelt haben, wäre es interessant zu beforschen, ob dies inzwischen anders aussieht. Eine plausible lautende These dazu wurde aufgestellt.

Wer programmiert nun den perfekten Chatbot? Mit einen kurzen Input, nämlich der Zusammenfassung fünf didaktischer Prinzipien startete eine Workshopsession in der sich die Teilnehmer:innen mit dieser Frage auseinandersetzen. Die Diskussion zeigte, dass die vollständige Umsetzung der didaktischen Prinzipien in einer KI herausforderungsvoll erscheint und es ratsam ist, den Einsatz von KI zunächst auf konkrete Lernszenarien wie z.B. die Lernbegleitung als KI Tutor zu begrenzen und dies zu erproben.

Mir persönlich erschien die Frage im wörtlichen Sinne ebenfalls spannend, denn wer verantwortet eigentlich die Qualität des Chatbots? Jedenfalls bedarf es eines guten didaktischen Verständnisses um den Chatbot wirklich effektiv einsetzen zu können. 

Alles in Allem scheint der Einsatz von KI in der Lehre ein so weites Feld für Lernorschung aufzumachen, dass wir auf weitere praxisnahe Forschung dazu gespannt sein dürfen.

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Prof. Dr.-Ing. Josef Rosenkranz
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Prorektor für Studium und Lehre an der FH Aachen

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