Kontext dieses Beitrages: Das Team des ZHQ hat sich bei der Teilnahme am University Future Festival 23 (weitere Artikel) abgestimmt â in diesem Beitrag fasse ich meine Notizen zum Thema âEmpowerment & Sustainabilityâ – zusammen.
Die hier vorgestellten BeitrĂ€ge und Workshops behandelten Ideen, Praxis und Austausch zu Bildung fĂŒr Nachhaltige Entwicklung (Infos z.B: auf BNE.nrw) und zum notwenigen Wandel in den Hochschulen.
Darum geht es in den vorgestellten Keynotes:
> 3 Szenarien fĂŒr Digitalisierung und Nachhaltigkeit
> Transformatives Lernen – Gesellschaft gestalten
Darum geht es u.a. in den vorgestellten BeitrÀgen und Workshops:
> Improvisationstheater und Mathematik
> Selbstlernmaterialen zu Bildung fĂŒr Nachhaltige Entwicklung (BNE)
> Mit Studierenden BNE umsetzen
> 7 Schritte zur Integration von BNE in die Lehre
Definitionen:
Empowerment bezeichnet MaĂnahmen und Techniken, die in der Lage sind die (politische und soziale) Selbstverantwortung und (Handlungs- und Entscheidungs-) Autonomie von Menschen zu verbessern.
Sustainability (BlogbeitrÀge zu Nachhaltigkeit) wird umfassend im Sinne der Sustainability Development Goals der Vereinten Nationen gesehen (sdgs.un.org/goals).
SchlĂŒsselbeitrĂ€ge
Folgende Keynotes fassen m.E.: die Challenges zusammen: Der Wandel steht bevor (auch ohne Handeln) â Hochschulen könnten Wandel beispielhaft gestalten â z.B. durch grundlegende Neuausrichtung und „weniger“.
âSustainable education futures ⊠what role can digital technology play?â
Neil Selwyn ist Professor und Publizist in Melburne geht in seiner Keynote auf Chancen und Risiken der Digitalisierung ein. Im Intro zu seinem Vortrag fasst er zusammen: Digitalisierung (insbesondere die Hardware/GerÀte) ist ein Hauptverursacher von Umweltzerstörung und Ressourcenverbrauch und gleichzeitig Element der Hoffnung auf technologische Lösung globaler Probleme. Er berichtet von den Risiken, die gegenwÀrtig schon erfahren werden: Produktions-/Lieferproblem bei Halbleitern, Zerstörung/Störung von Infrastruktur durch Klimaauswirkungen (Beispiel Ausfall Internet in Australien bei Buschfeuern).
Gegenstand seiner Hauptbetrachtungen sind drei Zukunftszenarien:
- Digitalisierung ist Teil der Lösungen (alles gut so â weiter so)
- GrĂŒne Technologien ermöglichen nachhaltige Digitalisierung (es wird alles gut)
- Neuausrichtung des VerhÀltnisses und der Nutzung von Digitalisierung (kreative Reduktion auf das Wesentliche ist nötig)
Diese Szenarien sind auf alle Bereiche der Wirtschaft/Gesellschaft ĂŒbertragbar, Neil Selwyn beschrĂ€nkt sich in seiner Analyse auf den Bildungsbereich. Ich konnte seiner Argumentation und seinen praktischen Beispielen folgen und denke diese grundlegenden Ăberlegungen sind selbst schon Material fĂŒr ein BNE-Projekt mit Studierenden.
Videoaufzeichnung des Vortrages (YouTube: https://youtu.be/dYjEP6zG0l4)
Transformatives Lernen â dem Sinn ein Leben geben!
Silja Graupe ist GrĂŒnderin und PrĂ€sidentin der Hochschule fĂŒr Gesellschaftsgestaltung in Koblenz.
In Ihrem Beitrag verwendet Silja Graupe eine Analogie zu den erforderlichen disruptiven Anpassungen von Bildung. Anhand der Schichtungen der Erde („Soziales Magma“) findet Sie fĂŒr mich passende Bilder, die hĂ€ngen bleiben. (YouTube: https://youtu.be/izEUdcKUA9c)
Weitere interessante Keynotes, BeitrÀge, Workshops
Alle weiteren BeitrÀge behandeln Facetten der Frage wie Hochschulen Wandel gestalten können.
Der Klimakrise ins Gesicht lachen – angewandte Improvisation in der Bildung fĂŒr Nachhaltige Entwicklung (BNE)
Dr. Christian Freisleben-Teutscher ist Hochschuldidaktiker an der Fachhochschule Sankt Pölten (Ăsterreich). Er beschĂ€ftigt sich in seiner Bildungsforschung mit der Frage wie Menschen (Studierende) ins Handeln kommen â insbesondere in Flipped Classroom Szenarien. In praktischen Beispielen zeigt Freisleben-Teutscher, das Methoden der Improvisation auch in naturwissenschaftlichen FĂ€chern und in groĂen Kohorten anwendbar sind.
(YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=OkU9iToBNMs)
Lightning Talks: Bildung, Wandel, Nachhaltigkeit
Im Talk mit mehreren Praktiker:innen ging es um die Entwicklung/Weiterentwicklung von Studienangeboten und um Selbstlernmaterialien zu BNE â zwei Beispiele:
Die Brandenburgische Technische Hochschule fördert Handlungskompetenz durch studentische Beteiligung in einem jÀhrlichen Future-Festival
Die Public-Climate School wird von der Fridays for Future Bewegung koordiniert und bietet Veranstaltungen auch fĂŒr Hochschulen.
(YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=cfzWKNu_VoM)
Transformative Bildung: Studentische Lehrprojekte im Bereich Nachhaltigkeit an der HTW Berlin
An der HTW Berlin bieten Masterstudierende BNE-Angebote fĂŒr Studierende jĂŒngerer Semester an. Dabei können sie selbst das BNE-Curricula zu ihrem Fachgebiet gestalten. Interessierte Studierende verfassen â vergleichbar zu Lehrprojekten â einen Projektantrag, der juriert wird. Interessant ist in diesem Zusammenhang das Konzept des „Nachhaltigkeits-Zertifikates“ der HTW Berlin.
Nachhaltigkeit in der Lehre als Thema und Mindset – Ein âSchuhlöffelâ in die BNE
Christian Freisleben-Teutscher beschreibt in seinem Workshop sieben Schritte zur Integration von BNE in die Curricula:
- Nachhaltigkeitsziele und -prinzipien reflektieren
Als Lehrende:r ist es wichtig sich am Diskurs zu Leitlinien / einer Strategie zu Nachhaltigkeit an der Hochschule zu beteiligen den eigenen Standpunkt dazu zu reflektieren und sich weiterzubilden - Nachhaltigkeitsaspekte der eigenen Disziplin herausstellen
Bei welchen Themen kann „mein“ Fach auf welche Weise beitragen den Diskurs voranzubringen oder hilfreiche Methoden zu liefern? Bei welchen Themen kann âmeinâ Fach dazu beitragen die notwendige Transformation voranzutreiben oder hilfreiche Methoden liefern? - Didaktische Möglichkeiten entdecken
Lehren und Lernen werden in der Bildung fĂŒr nachhaltige Entwicklung (BNE) von den Lernenden ausgedacht. Lehrende verstehen sich stĂ€rker als Lernende, partizipative Lernprozesse werden neugestaltet. - Perspektiven der Studierenden integrieren
Eine studienzentrierte Lehre mit Orientierung am Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung ermöglicht Studierenden, kreativen AnsÀtzen zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen nachzugehen. - Mit Inter- und TransdiziplinaritÀt experimentieren
Der Austausch mit Kolleg*innen/Lehrenden anderer Fachgebiete oder mit Akteur*innen aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft schafft neue Blickwinkel und kann zu innovativen LösungsansÀtzen beitragen. - Den Campus als ganzheitlichen Lernort nutzen
Die Bearbeitung von Nachhaltigkeitsprojekten an der Hochschule und in der umliegenden Region ermöglicht es Studierenden AnwendungsnÀhe mit Perspektivenwechsel, RealitÀtsabgleich und Selbstwirksamkeit zu erfahren. - Erfahrungen diskutieren und Ergebnisse teilen
Der kontinuierliche Austausch mit anderen Kolleg*innen, der intensive Dialog mit Studierenden, sowie das Thema Open Science/Open Educational Ressources sind essentiell.
Der Workshop wurde nicht aufgezeichnet â diese sieben Schritte sind aber sicher eine Anregung fĂŒr den kollegialen Austausch im Fachgebiet und mit Studierenden.
Die Zusammenstellung in diesem Artikel bezieht sich nur auf einen kleinen Ausschnitt des umfangreichen UFF23-Programms.
Hierzu ein Hinweis: Die DGHD-Mikrofortbildung „…und jetzt auch noch BNE?â Konzepte transformativen Lernensâ wird demnĂ€chst hier vorgestellt.
Winfried Kock
30 Jahre Bildungsarbeit und Medienentwicklung