In der heutigen globalisierten Welt ist der Erwerb von interkulturellen Kompetenzen unerlässlich. Eine Methode, die sich als besonders effektiv erweist und die wir hier im Blog dahingehend näher beleuchten wollen, ist das „Problem Based Learning“ (PBL). Diese Lernmethode bietet eine praxisnahe und interaktive Umgebung, die Studierende auf die Herausforderungen eines internationalen Arbeitsumfelds vorbereitet.
Was ist Problem Based Learning?
Problem Based Learning ist eine pädagogische Methode, bei der Studierende durch die Bearbeitung realer, komplexer Probleme lernen. Diese Probleme sind oft interdisziplinär und erfordern kollaboratives Arbeiten. PBL fördert daher nicht nur fachliches Wissen, sondern auch kritisches Denken, Problemlösungsfähigkeiten und selbstständiges Lernen. Erst kürzlich hielt Dr. Linda Steuer-Dankert, Lehrende am FB 10 (Lehrgebiet Internationales Management, Design Thinking – Innovationsmanagement, Change Management & Nachhaltigkeit) am Campus Jülich, einen online-Vortrag über Internationale Führung und die Notwendigkeit der Reflexion internationaler Nutzer:innenbedarfe. Sie hob dabei die Bedeutung von PBL in ihrer Lehre hervor.
Interkulturelle Kompetenzen durch PBL
Interkulturelle Kompetenzen beinhalten die Fähigkeit, effektiv und respektvoll mit Menschen aus verschiedenen kulturellen Hintergründen zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. PBL unterstützt diesen Erwerb, indem es der heterogenen Gruppe der Studierenden unterschiedliche kulturelle Perspektiven und Ansätze näherbringt. Dieses Vorgehen fördert ein tieferes Verständnis sowie eine höhere Sensibilität gegenüber kulturellen Unterschieden und Gemeinsamkeiten.
Auch Dr. Linda Steuer-Dankert betonte in ihrem Vortrag die Notwendigkeit, Studierende auf Tätigkeiten in einem internationalisierten Umfeld vorzubereiten. Am Standort Jülich, wo 26% der Studierenden aus dem Ausland kommen, wird die Zusammenarbeit in internationalen Teams und die Reflexion diverser Perspektiven aktiv gefördert. Diese Diversität bietet eine ideale Basis, um interkulturelle Kompetenzen zu erwerben.
PBL unterstützt diesen Prozess, indem es Studierende dazu anregt, in heterogenen Gruppen zu arbeiten und sich mit verschiedenen kulturellen Perspektiven auseinanderzusetzen. Dies wird durch Studien bestätigt, die zeigen, dass heterogene Teams oft kreativer und innovativer sind. Zahlreiche Studien zeigen, dass interkulturelle Kompetenz nicht nur zu einer besseren Zusammenarbeit in heterogenen Teams führt, sondern auch positive Auswirkungen auf die Gesamtleistung und den Erfolg eines Unternehmens hat.
- Harvard Business Review: „Research: How Cultural Differences Can Impact Global Teams“ von Vasyl Taras et.al.
- Die News: Internationalität macht sexy – Als Arbeitgeber attraktiver werden von Julia Antoine
- Journal of Managerial Psychology: Intercultural competencies for culturally diverse work teams von Shannon Lloyd, Charmine Härtel
Das ZHQ bietet Workshops für Lehrende zum Erwerb interkultureller Kommunikationskompetenz an, die auf Anfrage durchgeführt werden. In diesen Workshops verwenden wir meist sogenannte „Critical Incidents“, um verschiedene Perspektiven und kulturelle Hintergründe zu diskutieren. Mehr zu den Erfahrungen mit diesem Workshop-Angebot lesen Sie im Interview mit Prof. Dr. Daniel Goldbach, Studiendekan im FB 10 in Jülich.
Was sind Critical Incidents?
Critical Incidents sind kurze Beschreibungen von Situationen, in denen interkulturelle Missverständnisse oder Konflikte auftreten. Diese Beispiele verwenden wir, um Diskussionen zu initiieren und Teilnehmer:innen dazux zu bringen, ihre eigenen kulturellen Annahmen und Reaktionen zu reflektieren. Durch die Analyse dieser Situationen lernen die Teilnehmenden, kulturelle Unterschiede zu erkennen und effektive Strategien für den Umgang mit interkulturellen Herausforderungen zu entwickeln.
Die veränderte Rolle der Lehrperson im PBL
Durch den Einsatz von Problem Based Learning verändert sich die Rolle der Lehrperson grundlegend. Statt als traditionelle Wissensvermittler:innen fungieren Lehrende im PBL als Moderator:innen des Lernprozesses. Sie unterstützen und begleiten die Studierenden dabei, Probleme selbstständig zu identifizieren und zu lösen. Sie stellen Fragen, bieten Orientierung und geben Feedback, ohne die Lösung selbst vorzugeben. Dies erfordert von den Lehrenden eine flexible und adaptive Herangehensweise sowie die Fähigkeit, Studierende zu motivieren und zu unterstützen, ohne ihnen vorgefertigte Lösungen zu präsentieren. Die Lehrenden müssen zudem eine Umgebung schaffen, in der offenes Feedback und Reflexion gefördert werden, damit die Studierenden ihre interkulturellen Kompetenzen entwickeln und anwenden können.
Wege nach vorn
Problem Based Learning in der Lehre kann also durchaus als effektiver Motor für den Erwerb von interkulturellen Kompetenzen betrachtet werden. Die Methode fördert nicht nur das fachliche Wissen, sondern auch wichtige interkulturelle Fähigkeiten und Future Skills, die für Studierende in der späteren Arbeitswelt unverzichtbar sind. Durch den Einsatz von Critical Incidents und die Zusammenarbeit in vielfältigen Teams werden Studierende optimal auf die Herausforderungen eines internationalen Arbeitsumfelds vorbereitet.
Laura Heine
Studierte Medienwissenschaftlerin (MA) und Digital Learning Managerin. Mitglied des Arbeitsbereichs E-Learning im ZHQ.