Qualitätsentwicklung für die Forschung

Als Teil eines Quality Audit war ich für einen Tag in Brig (Schweiz). Gut, um dorthin zu kommen braucht man mindestens 7,5 Stunden, insofern waren es eher drei Tage. Aber es blieb ein Tag, um das dort ansässige Hauptquartier der Fernfachhochschule Schweiz und das Institut for Research in adaptive, open and eLearning (IFeL) zu besuchen. Und Brig, einen kleinen Ort mitten in einem kleinen malerischen Tal mitten in den Walliser Alpen.

Folgendes habe ich gelernt, was vielleicht auch andere interessiert:

Peer-Review-Verfahren um Qualität in der Forschung zu sichern

Der Qualitätsentwicklungsprozess bezieht sich auf das Forschungsinstitut der Fernfachhochschule. Die Qualität der Forschung im hauseigenen Forschungsinstitut wird in regelmäßigen Abständen von ca. 6-8 Jahren durch ein Peer-Review-Verfahren überprüft und gefeedbackt. Dies umfasst einen Selbstbericht durch die Institution sowie eine Begehung, die von einem Bericht abgeschlossen wird. Es findet auch ein Debriefing statt, um die anwesenden Mitglieder des Instituts und die Leitungen der Fachhochschule in diesem Verfahren zu informieren. Die Hochschule lässt sich das einiges kosten und wendet selbst einiges an Kapazitäten für Organisation und Unterstützung auf.

20 % Lehre als Forscher:in

Der Großteil der Lehre wird durch Lehrbeauftragte geleistet. In der Forschungseinrichtung IFeL ist es vorgesehen, dass 20 Prozent der Arbeitszeit auf Lehraktivitäten verwendet werden. Die Lehre der IFeL-Mitarbeiter:innen liegt thematisch vor allem im Bereich der wissenschaftlichen Methoden, da die meisten Lehrbeauftragten aus der Praxis kommen. Das heißt, es gibt eine etwas andere Aufteilung von Wissenschaft, Praxis und Lehre als in Deutschland.

Einblick in Forschung zu adaptiven Lernen, Virtual Reality und Learning Analytics

Der Einblick in die Arbeiten aus drei der Forschungsgebiete reißt mich zu Folgendem hin:  

  • Die Akzeptanz von adaptivem Lernen bei Lehrenden (datenbasierte Anpassung der Lerninhalte auf die einzelnen User) ist nicht so hoch, wie ich erwartet hätte oder Hochschulleitungen erhofft (Mirata et al. 2020). Das scheint vor allem dem hohen Aufwand an Erstellung und Pflege geschuldet. Die Forschung zeigt, dass adaptive Lernumgebungen hochgradig effektiv und motivierend für Studierende sind .
  • Bisher habe ich noch wenige unmittelbar sinnstiftende Anwendung von Virtual Reality in der Lehre bzw. Praxis gesehen (außer Piloten- oder Gesundheitsberufeausbildung).
  • Nachdem ich die letzten Jahre Learning Analytics in den uns zur Verfügung stehenden Daten als nicht besonders praktisch relevant erachtet habe (zu viel Aufwand für zu wenig konkreten Ertrag), ist die Forschung mittlerweile weiter fortgeschritten und lohnt auf jeden Fall der Beobachtung. An der Fernfachhochschule der Schweiz baut das Data Warehouse die Forschungseinrichtung IFeL und hat damit auch das Potenzial, diese Daten zu Forschungs- und Anwendungszwecken zu nutzen!

Herausforderungen beim Wettbewerb um Drittmittel

Der Wettbewerb um Drittmittel ist auch in der Schweiz größer geworden. Es ist schwer eine konsistente Strategie zu verfolgen, wenn gleichzeitig die Erwartung vorherrscht, die Drittmittelquote zu steigern.

Moderne Lern- und Arbeitsräume

Offene, flexible Lern- und Kommunikationsräume begeistern mich immer wieder. Wie schön es wäre, wenn alle Hochschulen dies realisieren könnten!  

Arbeits- und Pausenräume an der Fernfachhochschule Schweiz

Und sonst….

Es gibt Menschen, die gehen morgens vor der Arbeit eine Runde Skifahren. Und Menschen tragen Skier in Bus und Bahn mit sich.

Literatur:

Mirata, V., Hirt, F., Bergamin, P., & van der Westhuizen, C. (2020). Challenges and contexts in establishing adaptive learning in higher education: findings from a Delphi study. International Journal of Educational Technology in Higher Education, 17(1), 1-25.

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Miriam Barnat
Prof. Dr. rer. pol. Miriam Barnat
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