HEADS UP! hieß es drei Tage, an drei Standorten dieses Jahr beim University: Future Festival. Fast 3700 Teilnehmende tauschten sich über die digitale Transformation, Didaktik, Technik, Strategieentwicklung, Kompetenzen und vieles mehr auf den Bühnen in Berlin, Bochum und Heilbronn aber vor allem ortsunabhängig digital aus. Denn der Anspruch war „Digital First“ also nicht weniger, als dass die gesamte Veranstaltung mit ihren mehr als 300 Workshops und Sessions vor allem online erlebbar war. In diesem und dem nächsten Beitrag auf dem ZHQ-Blog möchten wir Ihnen einen kleinen Einblick geben und Sie zum Stöbern hier auf in den Videos zum U:F einladen.
Am Mittwoch diskutierten Anna Heudorfer, Evelyn Korn, Uwe Schmidt die Begutachtung von Lehre – Ansprüche und Herausforderungen.
Der Vorschlag Lehre als eine Form von Wissenschaftskommunikation zu begreifen, setzte den Rahmen für die nachfolgende Diskussion. Mit dem Ziel gelungene Lernprozesse anzustoßen, stelle die Begutachtung in der Lehre, wie in der Forschung andere Herausforderungen an die Begutachtenden als die Lehrpraxis selbst. Bei Begutachtungen gehe es auch immer um den gemeinsamen Austausch und die Selbstvergewisserung im Fach.
Das Panel machte das Spannungsfeld deutlich, welches die unterschiedlichen Perspektiven von Lehrenden, Studierenden und Hochschuldidaktiker:innen mit sich bringen. Als maßgeblich beteiligte Gruppen brächten diese ganz unterschiedliche Erfahrungen und Expertisen mit – sei es in Bezug auf Lehr-Lern-Praxis oder deren Reflexion. Wichtig sei es diese unterschiedlichen Perspektiven nicht gegeneinander, sondern miteinander zu lesen. Dies gelte nicht nur für Antragsbegutachtungen, sondern grundsätzlich bei der Betrachtung von Lehr- und Lernprozessen. Insbesondere auch Akkreditierungsprozesse wurden hier genannt. Die kontinuierliche Beteiligung der Studierendenschaft in der Breite zu ermöglichen, wurde dabei als wichtiges Thema identifiziert.
Dies sei nicht nur wichtig, weil die Studierendenerfahrungen für die Begutachtungen wertvoll sind. Da die Qualität der Lehr-Lern-Situationen auch wesentlich von den Studierenden abhängt, seien solche Austauschprozesse auch wichtig für die Klärung wechselseitiger Rollenerwartungen.
Am Donnerstag konnte ich live in Bochum dabei sein, wo das Landesportal ORCA.nrw zur Partnerbühne geladen hatte. Hier gab es natürlich viele Beiträge zum Thema offene Lehr-Lern-Materialien – wie überhaupt an allen drei Tagen des U:F. Hier stellte sich unter anderem das OER-Kooperationsnetzwerk KNOER vor.
Das Kompetenzzentrum Barrierefreiheit gab Hinweise zur barrierefreien Gestaltung von Lehr-Lern-Materialien. Deren aktuelle Handreichung finden sie hier.
In Visual Thinking erinnerte Laura Platte an die Bedeutung von Visualisierungen als Möglichkeit der Kommunikation mit anderen, aber auch eigener Verstehens-Prozesse. Visualisierungen sei eine wichtige Ressource für Lehr-Lern- und Verständigungsprozesse, die an den Hochschulen nicht nur systematischer genutzt, sondern auch vermittelt werden sollte. Dies sei auch niedrigschwellig möglich, z.B. als Aufgabe für die Studierenden über Studieninhalte oder -projekte durch gegenseitige Visualisierung ins Gespräch zu kommen.
Thomas Herrmann plädierte dafür, neue Kompetenzinhalte möglichst nicht extracurricular oder in isolierten Veranstaltungen zu vermitteln. In Projektverstetigung als Kulturwandel berichtete er von einem Projekt zur Implementierung von Future Skills in Lehren und Lernen. Extracurriculare Aktivitäten oder eigene Angebote seien dazu eher wenig geeignet. Die Projektressourcen wurden genutzt, um in der Lehreinheit geeignete Module abzustimmen, in die einzelne Kompetenzziele aufgenommen werden konnten und entsprechende Inhalte zu vermitteln. Mit diesem Einbau in den Regelbetrieb sei das Projektziel so auch langfristig gesichert.
BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung
Am Freitag stellten Sanne Ziethen, Franziska Richter und Sebastian Möller sich die grundsätzliche Frage „…und jetzt auch noch BNE?“ Konzepte transformativen Lernens.
Ihre Antwort war ein entschiedenes Ja, da Lehren und Lernen eine zentrale Rolle dabei spiele, die Studierenden zu befähigen, für die zunehmend komplexer werdenden globalen Herausforderungen fachlich und persönlich gewappnet zu sein.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE), Future Skills und Inner Development Goals (IDG) seien daher wesentliche Konzepte für die Fortentwicklung des Lehrens und des Lernens. Deren systematische Berücksichtigung in Lehre und Lernen trage dazu bei, den Absolvent:innen den Erwerb der entsprechenden Fähigkeit zu ermöglichen. Dazu stellten die Referent:innen unterschiedliche Ausprägungen der Konzepte vor. Letztlich sei es dabei nachrangig, für welche Ausprägungen man sich entscheide. Die Kategorien sollten nicht im Mittelpunkt stehen. Stattdessen sollte vielmehr von Erlebens- und Problemwelten aus in Projekten gedacht werden. Dabei müsse insbesondere die Perspektive der Studierenden frühzeitig einbezogen werden.
Als Schritte für die Integration von Nachhaltigkeit in die eigene Lehre schlugen sie folgende Eckpfeiler nach Obexer, Regina/Lahner, Junia/Stefaner, Eva/ Freisleben, Christian F. vor (Details hier):
1. Nachhaltigkeitsziele und -prinzipien reflektieren
2. Nachhaltigkeitsaspekte der eigenen Disziplinherausstellen
3. Didaktische Möglichkeiten entdecken
4. Perspektiven der Studierenden integrieren
5. Mit Inter- und Transdisziplinarität experimentieren
6. Den Campus als ganzheitlichen Lernort nutzen
7. Erfahrungen diskutieren und Ergebnisse teilen
Alle Interessierten werden eingeladen sich dem Austausch zu diesem Thema der AG „Transformatives Lernen und Nachhaltigkeit“ der DGHD anzuschließen. Dazu können sie sich in folgende Verteilerliste eintragen .
Sollten Sie hier das Thema KI und Lehre vermissen – schließlich war es ja das Unviersity: Future Festival – freuen sie sich auf den Folgeartikel, der dieses Thema in den Fokus nimmt.
